Las Molinas del Rio Aguas liegt im Naturpark Karst en Yesos - das ist eine Art Gipslandschaft, die aus vielen spannenden Höhlensystemen besteht, ind er andalusischen Provinz Almeria. Die einmalige Landschaft wurde endlich unter Schutz gestellt, trotzdem wird da von einer französischen Firma Yeso (Gips) abgebaut. Das ärgert alle, aber Arbeitsplätze sind so rar, es sagt keiner was. Vom Gipsabbau bekommt man in Las Molinas kaum etwas mit.
Das Dorf gibt es seit gut 1000 Jahren, aber es war zuletzt bis in die 1980er hinein unbesiedelt. Der Bach Rio Aguas war versiegt und die Leute zogen weg. Die Molinas (Mühlen), die am Fluss arbeiteten, konnten nicht mehr laufen. Also gabs keinen Grund mehr, für die Bauern über die Berstraßen dorthin zu fahren (damals noch mit Eseln und Karren und Getreide oben drauf).
Eine Handvoll junger Leute aus aller Welt, allen voran Engländer, Franzosen und Amerikaner haben das Dorf wiederbelebt. In den 70ern war man in Andalusien noch sehr großzügig. Land wurde sogar weggeschenkt, wenn sich nur irgendwer für die Wiederbelebung interessiert.
Heute besteht das Dorf aus einer Handvoll fest dortlebender Bewohner (auch Spanier!) und vielen interessierten Jugendlichen, die dort als Praktikanten oder als Freiwillige mithelfen, das Dorf zu erhalten. Es gibt genug Arbeit: als Gärtner, Solartechniker, Projektmanager, Koch, Lehrer. Wer nur irgendetwas kann und bisschen Zeit mitbringt, wird aufgenommen. Es gibt Gemeinschaftsküchen und Schlafräume in den sehr nett hergerichteten alten Bauernhäusern.
Verschiedene Projekte laufen das ganze Jahr über und werden koordiniert. Sunseed macht Experimente mit Solartechnik und Energiebewirtschaftung, alten Baumethoden (Gips, Wasser, Lehm und Steine), die Pita-Escuela ist ein deutsches Projekt und untersucht das Potenzial von Agaven. Diese in Europa sonst kaum wachsende Pflanze hat viele wertvolle Eigenschaften und wird im nahen Nationalpark Cabo de Gata kultiviert.
Der Aufenthalt muss finanziert werden. Es gibt kein Geld in Las Molinas. Wer da zu Besuch kommen will, sollte sich anmelden und für die Unterkunft zahlen. Ist aber nicht teuer. Wer länger bleiben will, kann bei Projekten mitmischen, die 2 Wochen bis 1 Jahr dauern. Viele Studenten kommen über das Erasmus-Programm und versuchen ihren Aufenthalt mit ihrem Studium zu verbinden. Interessant für:
Umwelttechniker
Gartenbauer
Botaniker
Landwirte
Solartechniker
Elektriker
Baufacharbeiter
Politikwissenschaftler
Wasserwirtschafter
Dienstags ist tatsächlich ein offener Besuchstag. Man kann aber auch an jedem anderen Tag vorbeischauen. Die Leute sind sehr nett und redselig. Die Chancen, Deutsche zu treffen sind recht hoch, meist wird aber Englisch oder Spanisch gesprochen. Dienstags gibt es am Abend fast immer Jam-Sessions mit Musikern aus der Gegend.
Wer nur wenig Zeit hat, sollte miteinem Mietwagen kommen. Ein öffentlicher Bus fährt auch ins Nachbarstädtchen Sorbas, von wo man dann ein Taxi (am besten Sammeltaxi) nehmen kann. Der Taxifahrer kennt den Weg bestens, weil die meisten Rucksackpraktikanten ohne Auto kommen. In Las Molinas selbst gibt es keine Straßen, alles (Einkäufe, Baumaterial etc) wird auf dem Rücken über kleine Trampelpfade umhergeschleppt.
Das Leben in Las Molinas ist also mühselig, aber lebenswert!
So, ich hätte mal besser einen Artikel schreiben sollen...