Die ursprüngliche Frage ist zwar schon alt, aber weil ich es vor meiner Reise schwer fand vernünftige Informationen zu diesem Thema zu finden, schreibe ich über meine Erfahrung mit meiner Vermietung während einer 3-wöchigen Kirgistan Tour in 2016.

Zunächst zum Selbstfahren allgemein. Dann noch ausführlich zur Erfahrung mit unserer Mietwagenfirma.

Davon können dann hoffentlich Andere bei ihrer Reise profitieren (oder zumindest einen kurzweiligen Reisebericht lesen).

Zunächst einmal vorweg: Selbstfahren ist in Kirgistan meiner Ansicht nach kein Problem, für jeden der wenigstens ab und zu im Ausland Auto gefahren ist und eine notwendige Umstellung des Fahrstils beherrscht. Es muss einem hauptsächlich bewusst sein, dass Verkehrsregeln nicht wie in Deutschland beachtet werden (defensiv fahren!) und Nachtfahrten wegen der schlechten Straßen vermieden werden sollten (riesige Schlaglöcher, fehlende Gullideckel, Steine, Tiere, Böschungsabbrüche,...). Ansonsten rollt der Verkehr viel langsamer als in Europa. Man kann sich z.B. Zeit nehmen bei der Suche nach der richtigen Abzweigung und auch auf großen Straßen überall anhalten um auf die Karte zu sehen oder zu wenden.

Mieten wollten wir einen Geländewagen (ein MUSS in diesem Land wegen der schlechten Straßen). Vermieter war "Russian Troika", zu finden unter http://avtoprokat.kg Adresse: Kyrgyzstan, Bishkek, district of GES-2 Alamedin, Chernyshevskogo st. 65

Mietwagen war ein Mitsubishi Pajero für 3000 som/Tag (ca. 40 Euro).

Die Übergabe verlief zwar problemlos. Ein Protokoll war aber eigentlich auch nicht nötig, da der Pajero rundherum kräftige optische Beschädigungen aufwies. Verwunderlich war dies bei einem Kilometerstand von über 300.000 km (190.000 Meilen) auch nicht.

Es kam wie es kommen musste: Nach etwa einer Woche auf dem Parkplatz am "Fairy Tale Canyon" am Issyk Kul springt der Wagen nicht mehr an. Zwei Taxifahrer bauen ihre Batterie aus und geben uns Starthilfe. Wir bedanken uns mit einer Flasche Vodka - sehr zur Freude der Beiden. So schaffen wir es buchstäblich mit der letzten Umdrehung zur nächsten 'Werkstatt'. Bei der Fahrt auf den Hof stirbt das Auto wieder.

Wir rufen die Vermietung an und es wird vereinbart, dass die Werkstatt durchmisst, ob es an Batterie oder Lichtmaschine liegt. Gesagt getan: Die Batterie wird als Schuldiger ausgemacht und nach Absprache mit dem Vermieter ausgetauscht. Die Kosten (ca. 50 Euro) strecken wir vor.

Die Freude währt kurz: Am selben Tag startet das Auto wieder nicht. Diesmal auf dem Parkplatz eine Salzsees, etwa 100 km entfernt. Erneute Starthilfe von hilfsbereiten Kirgisen und russischen Touristen nutzt dieses Mal nichts - es ist wohl doch die Lichtmaschine. Mit viel Mühe bekommen wir etwas Handyempfang und erreichen die Autovermietung. Zwei Mitarbeiter machen sich danach auf den Weg zu uns. Wir sind derweil am See gestranded. Wohl oder übel richten wir uns im Auto auf dem Parkplatz zur Übernachtung ein. Um Mitternacht treffen die Mitarbeiter der Vermietung ein und überlassen uns zwei geladene Autobatterien. Mit diesen sollen wir bitte am nächsten Tag nach Karakol (ca 200 km entfernt in die falsche Richtung) fahren.

In Karakol kommen wir so am späten Vormittag an. Bis 14 Uhr soll das Auto repariert sein, so der Plan. Wie zu erwarten, wird daraus nichts. Wir müssen uns in einem Guesthouse einquartieren.

Am nächsten Tag gegen Mittag tauchen die beiden wieder auf - jedoch mit anderem Auto. Diesmal ein Ford Maverick als Austauschwagen. Der Pajero hat die häufigen Abschaltungen der Bordspannung wohl doch übel genommen.

Wenig begeistert nehmen wir das Kfz aus amerikanischer Produktion an. Km Stand ist 115.000 km.

5 Tage geht alles gut. Dann geht das Auto während der Fahrt mitten auf dem Marktplatz von Arslanbob aus und startet auch nicht wieder. Abermals: Hilfsbereite Kirgisen, Kontakt zur Vermietung. Wir sollen eine Werkstatt finden. Nur Dank der Russisch-Kenntnisse meiner Partnerin gelingt dies in dem kleinen Dorf. Diagnose: Benzinpumpe defekt. Ein Ersatzteil ist nur in Bischkek zu bekommen und trotz Kurierfahrt dauert das fast einen Tag. Wir müssen uns wieder einmal ungeplant einquartieren, diesmal für zwei Nächte - so lange soll die Reparatur letztlich dauern. Alle Kosten strecken wir abermals vor.

Danach fährt das Auto wieder, jedoch leuchtet kurze Zeit später die Warnleuchte der Wasserpumpe auf und der Motor läuft so unrund, dass das gesamte Auto beim Stop an Ampeln wie ein Schiff schaukelt.

Wir trauen der Karre keinen Meter mehr über den Weg und bleiben strikt auf der Hauptroute des Tien Shan Highways um uns auf direktem Weg nach Bischkek aufzumachen.

Denn alles in allem hatten wir gleich drei Mal riesiges Glück gehabt. Während unserer Tour waren wir teils fernab jeder Bebauung, ohne Handyempfang, geschweige denn einer Werkstatt oder überhaupt irgendeines anderen Menschen. In Kirgistan gibt es solche Orte tatsächlich noch. Dort liegen zu bleiben hätte einige Tage in Anspruch genommen um wieder mobil zu werden. Bei der Wahl des Mietwagens sollte darauf Acht gegeben werden. Das abgelegene Kirgistan ist nicht der richtige Ort für fahrende Bruchbuden!

Der krönende Abschluss dann am Flughafen: Ein Mitarbeiter kommt zur Übernahme des Wagens. Kurzer Fahrzeugcheck, alles ist OK und wir bekommen schon einmal unsere Kaution von 300 Euro zurück. Das soll sich noch als großes Glück erweisen!!

Denn daraufhin möchten wir gerne die uns entstandenen Kosten zurück erstattet bekommen, für Reparaturen etc., die wir vorausgestreckt haben sowie die Rückerstattung der Tage an denen wir kein Auto zur Verfügung hatten.

Der Angestellte telefoniert viel mit dem Chef, der sich beharrlich weigert zum Flughafen zu kommen um die Sache direkt zu klären. Zunächst will er nur für die Reparaturkosten aufkommen. Die Tage ohne Auto (für die wir ja aber bezahlt hatten) wären "unser Problem". Wir könnten ja einen Anwalt holen, wenn uns das nicht passt. Unsere Erwiderung, dass dies ganz und gar nicht unser Problem ist, sondern sein unternehmerisches Risiko, ist ihm egal. Im Gegenteil: aus den Telefongesprächen erschließt sich uns, dass er vom Angestellten wissen möchte, ob er uns schon die Kaution zurück gegeben hat. Offensichtlich wollte er uns mit dem Geld der Kaution erpressen, seine Forderungen anzunehmen! Zwischenzeitlich behauptet er sogar, dass wir die Batterie eigenmächtig einbauen ließen und sie nun bitte selber zahlen können (das wird vom Mitarbeiter allerdings wieder zurückgenommen, nachdem ich androhe, die Batterie dann eben an Ort und Stelle auszubauen und mitzunehmen).

Ich versuche erneut eine gütliche Einigung zu erzielen. Statt Kompensation für 3 Tage Ausfall, würde ich auch 2 Tage akzeptieren. Fehlanzeige.

Nach 2 Stunden Diskussion auf dem Flughafenparkplatz gebe ich entnervt auf und lasse mich mit den Kosten für die Reparaturen abspeisen. Dass ich diese letztlich überhaupt noch bekomme, liegt vermutlich vor allem daran, dass ich zu unserem Glück die Fahrzeugpapiere noch in meinem Rucksack verstaut hatte und erst jetzt heraus rücke.

Am Abflugtag ist man als Tourist in fremdem Land leider in einer sehr schlechten zeitlichen Position, möchte man sein Flugzeug nicht verpassen. In Deutschland wäre ich auf direktem Weg zur Polizei gegangen.

Das Problem mit der Wasserpumpe kam dem Mitarbeiter übrigens verdächtig bekannt vor. Wir vermuten mittlerweile, dass Mängel vor Übergabe bewusst kaschiert werden in der Hoffnung, dass die Teile während einer Mietperiode kaputt gehen und auf diesem Weg die Ausfallzeit des Wagens trotzdem vom Mieter bezahlt wird.

Wer bis hierhin gelesen hat, sollte nun also auch auf die Frage welche Autovermietung man in Kirgistan guten Gewissens wählen kann, zumindest einen Ausschlusskandidaten gefunden haben.

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